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WIR KÖNNEN NICHT MEHR

FLIEHEN

Marinus van Aalst führt im Zyklus "Wir können nicht mehr fliehen" auf eine globale Ebene, die dennoch auf das einzelne Individium zurückschlägt, zumal dieses Verantwortung trägt, wenn es um das längst aus den Medien verschwundene, dennoch nicht minder voranschreitende Waldsterben geht, dass den Klimaschutzdiskussionen von globaler Auswirkung zum Opfer gefallen ist. An diesem Punkt muss man fest-stellen, dass das kollektive Bewusstsein auch in dieser Hinsicht heute getrübt scheint von einer globalen Mediali-sierung, von der schon Niklas Luhmann Mitte der 90er Jahre behauptet, dass sie die Realität nicht mehr abbildet sondern selbst formt. Und so sind uns schmelzende Eisberge heute näher als die sterbenden Wälder vor der Haustür, so sind unsdie Buschfeuer in Australien heute näher, als die Umweltverschmutzung im eigenen Umkreis.

 

Marinus van Aalst greift diese Diskrepanz anschaulich auf, indem er das tote Holz zum Synonym für politische Unverant-wortlichkeit erhebt, wie sie am Tisch der G8 Sitzung um Sitzung demonstriert wird, das Kyoto-Protokoll zur Farce gerät und in seinem sich abzeichnenden Scheitern bildlich in den an sich bedeutungslos gebliebenen Stimmzettel der UNO vorgeführt wird. Nichts ändert sich, obschon alle über die möglichen Katastrophen reden, nichts außer der Natur, die immer mehr ihrer Zerstörung anheim fällt.

 

Marinus van Aalst macht in seiner Grau-in-Grau-Ästhetik dieses Zyklus mehr als deutlich, dass die Zeit abläuft und die politischen, globalen aber auch individuellen Haltungen gegenüber unser Umwelt sich nicht in dem Maß wandeln, in denen die Umwelt sich wandelt. "Wir können nicht mehr fliehen" fordert in eindringlichen "Bildern" Veränderung und mahnt mit geradezu archetypischen Notationen Besinnung an. Die Welt geht auch vor unserer Haustür unter, nicht nur an fernen Gestaden. (...)

 

 

Otto Pannewitz (Galerie der Stadt Sindelfingen)

(Bilder zum vergrößern anklicken >>>)

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