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ÜBER MARINUS VAN AALST

Marinus van Aalst  Werkzyklen

 

Mit "Werkzyklen" gibt Marinus van Aalst erstmals einen umfassenden Einblick in seine prozessuale künstlerische Strategie, die sich demgemäß als work in progress zeigt. Grundlage seiner Arbeit ist eine Auffassung von Kunst, die ihre Wurzeln in den 50er, 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts und bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren hat.

 

Die Malerei, das Bild ist tot, so hieß es seinerzeit immer wieder, als Künstler sich auf die Suche nach neuen Ausdrucksformen machten und zugleich eine scheinbare Politisierung der Kunst einsetzte. Verbunden mit Namen wie Joseph Beuys oder Christian Boltanski, rückte die Gesellschaft, ihre soziale Struktur, ihre Verfasstheit nicht nur lokal, regional oder national in den Fokus der Künstlerschaft. Auch die Erkenntnis zunehmend globaler Zusammenhänge bot ein Feld für die künstlerische Befragung, vor allem aber für die Erarbeitung neuer Konzepte, neuer ästhetischer Sicht- und Ausdrucksweisen. 

 

Darin spiegeln sich auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, mit der eigenen Gegenwart, wie auch die daraus entwickelte Projektion utopischer Modelle wider. Nicht minder ließen sich kulturelle Differenzen und Gemeinheiten des globalen Dorfes Erde aus performativen Handlungen, Installationen und Objekten jener Künstlerinnen und Künstler ableiten, die mal plakativ direkt, mal mystisch verklärt vorgetragen waren. Mit der Wandlung der Welt und der Betrachtungsweise von Welt veränderten sich auch die Materialien und Ingredienzien der aus dieser Betrachtung resultierenden Kunstwerke.

 

All die Begrifflichkeiten, die die Kunstwissenschaft in jenen Anfangsjahren hinsichtlich der angesprochenen Veränderungen in der Kunst geprägt hat, sind heute noch wirksam. Und so lassen sich Marinus van Aalst Werke einem Kontext einfügen, der seine künstlerische Haltung und Handlung treffend beschreibt. Demnach bewegt sich sein Schaffen zwischen den Polen von Spurensuche und Spurensicherung, von Kunst als sozialem Prozess und Feldforschung.

 

Grundlage für diese Form von künstlerischer Welterkundung und Weltinter-pretation ist das Sammeln, Dokumentieren, Archivieren und Forschen, welches in einer Transformation der vom Künstler daraus gezogenen Erkenntniss im Kunstwerk endet, das den Betrachter zur Auseinandersetzung fordert, ihm ein Denk- wie auch Diskussionsangebot macht.

 

Otto Pannewitz (Galerie der Stadt Sindelfingen) 

 

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